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Herausforderungen durch Homeoffice Teil 2: Digitale Arbeit und private Lebensführung

dm • Feb. 12, 2021
Die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung (Corona-ArbSchV) des Bundesarbeitsministeriums (BMAS) hat die Diskussion über die "Pflicht" zum Homeoffice erneut angekurbelt. Müssen Unternehmen jetzt Homeoffice anbieten? Die Antwort ist, wie so oft, ein klares Jein. Die eigentlichen Herausforderungen einer vermehrten Homeofficenutzung liegen aber meist an einer anderen Stelle: der Vereinbarkeit von digitaler Arbeit und privater Lebensführung.

Wie wird die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem erklärt?
Um die Vereinbarkeit von digitaler Arbeit und privater Lebensführung zu erklären, werden vor allem zwei Ansätze verfolgt:
  • Rollentheoretische Überlegungen: Konflikte resultieren daraus, wenn Rollenanforderungen im Berufs- und Privatleben in mindestens einem Aspekt nicht vereinbar sind. Befeuert werden die Konflikte besonders, wenn zeitliche Innkompatibilitäten oder berufliche Belastungen wie Überstunden, Erleben von Überforderung oder Ungerechtigkeit auftreten.
  • Institutionelle Ausgestaltung von Arbeitsmarkt- und Familienpolitik: Politik und Arbeitgeber nehmen Einfluss auf die Rollengestaltung, wobei veränderte Lebensentwürfe, aber auch die Flexibilitätsbedürfnisse von Arbeitnehmerseite oft nicht hinreichend berücksichtigt werden.
Was ändert sich nun aber konkret durch Digitalisierung und vermehrte Homeofficenutzung?
Zunächst verändert sich der grundsätzliche Charakter von Aufgaben, zum Beispiel werden Routine-Tätigkeiten teilweise oder vollkommen automatisiert. Dies betrifft aber auch zunehmend komplexe Aufgaben. Zu den möglichen negativen Effekten von Automatisierung gehört insbesondere, dass Arbeitsprozesse schwieriger nachvollziehbar sind. Eine daraus resultierende Entfremdung wirkt sich möglicherweise durch erhöhten Arbeitsdruck oder psychische Belastung auf die Qualität der privaten Zeit aus.
Einen weiteren Aspekt stellt die erhöhte Beschäftigungsunsicherheit dar, die für viele in Folge der Krise unmittelbar spürbar wird so wie die perspektivische Substituierbarkeit von menschlicher Arbeitskraft. Charakteristisch bei der zunehmenden Homeofficenutzung ist zudem die Schwierigkeit, Arbeit und Privates voneinander abzugrenzen.
Fraglich bleibt auch, ob hinsichtlich Arbeitszeitumfang und -flexibilität überwiegend im Interesse von Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberseite gehandelt wird. Je nach persönlicher Lebenssituation können Entgrenzung von Arbeit und Privatem sowie eine steigende Flexibilität als vor- oder nachteilig erlebt werden.  
Ähnlich zwiespältig bleiben die Ergebnisse zum Erleben von Autonomie und Kontrolle, die in einem engen Bezug zu Arbeitszufriedenheit zu sehen sind. Bereits der Monitor Digitalisierung des BMAS (2016) wies darauf hin, dass zwar laut Befragung 32% der Beschäftigten durch technologischen Wandel mehr Autonomie erleben. Allerdings gaben 56% der Beschäftigten an, erhöhte Anforderungen an ihre Arbeitsleistung zu erleben, was den vorher beschriebenen positiven Effekt wieder zunichte macht.

Wie können Lösungen aussehen?
Vereinfach gesagt, würden passende Strategien, um die Vereinbarkeit von digitaler Arbeit und privater Lebensführung zu ermöglichen, vor allem darin bestehen,
  • Nachvollziehbarkeit von Arbeits- und Kommunikationsprozessen zu schaffen,
  • durch Zusagen und Garantien konkret gegen Beschäftigungsunsicherheit vorzugehen,
  • die (subjektive) Qualität von Veränderungen bei Arbeitszeitumfang und -flexibilität regelmäßig zu überprüfen, um gegebenenfalls gegensteuern zu können,
  • diese Vorgehensweise auf das Erleben von Autonomie und Kontrolle auszuweiten.
Umsetzungsvorschläge zu diesen Punkten folgen in Teil 3.
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